Foto. Vivian J. Rheinheimer
von CARL CHRISTIAN JANCKE
Zuverlässigkeitsrallyes mit klassischen Automobilen ist ein Breitensport. Von April bis Oktober finden jedes Jahr hunderte Ausfahrten statt, bei denen sich die Besatzungen in Gleichmässigkeitsprüfungen messen und die schönen Landschaften genießen. Dabei dominieren schöne Reminiszenzen an den Alltag der Siebziger und Achtziger Jahre die teuren Exoten, die es auch in den Auktionskatalog eines von RM Sothebys und Co. schaffen würden. Aber das macht auch den Charme von solchen Veranstaltungen aus, die es eben nicht wie die großen Rallyes in Zeitungen und Fachmedien schaffen. DREHMOMENT lässt Sie an den Ausfahrten dieser Helden des Alltags teilhaben, die die meisten Leser an die eigene Vergangenheit erinnert. Beim Titelbild handelt es sich um ein Exponat einer untergegangenen französischem Luxuswelt: Ein 1948iger Delahaye 135 A Sport Cabriolet.
Wertungsprüfungen im Industriepark
Fotos: Vivian J. Rheinheimer.
Hannelore Wiltschinsky, die für den Classic Rallye Club e.V. Berlin die zweite “Frühlingsrallye” organisiert, ist darauf spezialisiert, in einander verschachtelte Wertungsprüfungen zu entwickeln und tut dies gerne auf Geländen wie dem Industriepark Premnitz. Während die Fahrer versuchten, die nächste Lichtschranke zu erspähen, starrten die Beifahrer konzentriert auf die jeweiligen Stoppuhren. Ihnen entging der ästhetische Kontrast zwischen Rohren, Schornsteinen, Anlagen und den fahrenden Industriedenkmalen aller Epochen. Die Messung der in sich verschachtelten Prüfungen machte dann auch bei der anschließenden Auswertung ausreichend Mühe. Die genauen Fahrzeug- und Typenbezeichnungen kann der Leser der Starterliste entnehmen.
Fotos. Vivian J. Rheinheimer
Das galt natürlich auch für die Sammelprüfung am zweiten Tag, bei der die Wagen scheinbar planlos durcheinander fuhren. Tatsächlich folgte das alles der unsichtbaren Hand der Organisatorin. Ob die Teams die vorgegebenen Zeiten eingehalten hatten, wurde mit verschiedenen Lichtschranken auf der Strecke gemessen, die die jeweils vorgegebenen Distanzen wiederspiegelten. Der Copilot darf bei der Verwendung der verschiedenen Stoppuhren, mit denen er die vorgegebenen Zeiten misst und gegenüber dem Fahrer abzählt, nicht durcheinander kommen. Hört sich einfacher an, als man sich so denkt.
Im Westen Brandenburgs und der Altmark geht das Land nicht aus
Fotos. Vivian J. Rheinheimer
Zwischen den Lichtschranken ließ sich bei sommerlichen Temperaturen die Landluft vortrefflich schnuppern und vor der nächsten Konzentration vortrefflich genießen. Das Starterfeld repräsentierte die ganze Vielfalt der Old- und Youngtimer-Szene. Das mittlerweile auch vom Autor genährte Gerücht, es handele sich um “Garagengold”, ließ sich bei den Klassikern ausreichend wiederlegen. Allerdings dürfte die Wertsteigerung auch in diesen Fällen die Unterhalts- und Wartungskosten wieder einspielen: Das preiswerteste Hobby der Welt.
Jugend forsch
Fotos. Vivian J. Rheinheimer
Schiebermützen und Tweed-Jackets waren nicht nur wegen der angenehmen Temperaturen Mangelware. Tatoos und T-Shirt prägten statt dessen die zahlreich vertretenen “Youngtimer” unter den Teams. Diejenigen, die am meisten Spaß hatten, fuhren auch gleich im ältesten Wagen, einem Vorkriegs Ford A. Es besteht also die Hoffnung auf Nachwuchs.
Wer fährt, soll auch feiern.
Fotos. Vivian J. Rheinheimer
Schloss Storkau an der Elbe bot den Wendepunkt und auch Gelegenheit zu Kurzweil und Übernachtung. Im weiten Park war Platz für alle rund 65 Fahrzeuge. Bei Speis und Trank war genug Gelegenheit, auf der sommerlichen Terasse den Abend ausklingen zu lassen.
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